Vereinsgeschichte

Erfahren Sie mehr…

Vereinsgeschichte

Geschichte

WENDEJAHRE 1990 – 2002

Umbruch in Deutschland im Jahr 1990: Viele neue Möglichkeiten boten sich nun für die Bürger der ehemaligen DDR. Ein neuer Verein sollte es bei den Ruderern aus Alt Ruppin sein, selbstständig, wie schon 1928.

Nur von Seiten der Stadt stieß man mit diesen Plänen auf wenig Gegenliebe, da bereits ein Ruderverein im Stadtgebiet etabliert war. So schloss man sich zunächst dem Verein Eintracht Alt Ruppin an.

Unter dem Dach der Eintracht wurde der Rudersport fortan als „Abteilung Rudern“ geführt, deren Leitung Rosemarie Stahlbaum übernahm.

Dennoch gelang es in der unmittelbaren Nachwendezeit nicht richtig, den Rudersport so weiterzuführen, wie Ende der achtziger Jahre: Viele Mitglieder verließen den Verein und die hohe Fluktuation im Jugendbereich bereitete zusätzlich Schwierigkeiten. So hatte der Verein nach der Wende gerade noch 13 Mitglieder. Während die Rudervereine aus Neuruppin und Rheinsberg mittlerweile in der ganzen Bundesrepublik Erfolge einfuhren, hörte man von den Wassersportlern vom Rhin lange Zeit nichts.

Einige wenige blieben jedoch dem Rudern treu oder konnten neu hinzugewonnen werden – unentwegt wurden sie von Jörg-Peter Stahlbaum trainiert.

Zwei Jahre nach der Wende dann der erste Lohn für die Mühen: Marcel Hain schaffte bei den Brandenburgischen Landesmeisterschaften den Sprung auf das Siegertreppchen. 1993 konnten die Ruderer dann schon zwei Goldmedaillen von der Landesmeisterschaft mit nach Hause nehmen.

„Immer mehr von sich reden“, machte die kleine Ruderabteilung in Alt Ruppin laut der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ vom Juni 1993).

Ab 1994 ging es dann wieder richtig aufwärts: Eine starke Jugendabteilung wurde in den folgenden Jahren aufgebaut. Durch Kooperationen mit der Grundschule Alt Ruppin und der Rosa-Luxemburg-Schule in Neuruppin kamen viele Kinder während ihrer Schulzeit mit dem Rudern in Kontakt. Das Schulrudern erstreckte sich über ein ganzes Schuljahr, in welchem Trainer Stahlbaum und die Sportlehrer den Schülern die Grundlagen des Rudersports beibrachten. Gezielt wurde dabei nach Talenten gesucht, die für die Jugendabteilung gewonnen werden sollten. Einige konnten für den Sport begeistert werden und zum Training begrüßt werden.

Trainer Jörg-Peter Stahlbaum legte dabei einen klaren Fokus auf den Leistungssport, so dass das Training intensiviert wurde. Vor wichtigen Regatten, wie der Internationalen DRV-Juniorenregatta oder den Deutschen Juniorenmeisterschaften, stiegen die Ruderer vom Rhin bis zu sieben Mal pro Woche ins Ruderboot, um optimal vorbereitet zu sein.

Noch in weiter Entfernung hörbar, wurden die Nachwuchsruderer in den Sommermonaten auf dem Ruppiner See trainiert. Schweißtreibend ging es auch im Winter zu: Kraft- und Lauftraining standen auf dem Plan. Optimale Voraussetzungen bot der 1992 neu gebaute Sportraum der Ruderabteilung. Daneben gab es ein allwöchentliches Ausgleichstraining in der Turnhalle der Grundschule Alt Ruppin.

Neben dem allgemeinen Trainingsbetrieb fanden auch regelmäßig Trainingslager statt: In den Winterferien waren die Ruderer häufiger in Langlaufloipen im Harz oder in der Tschechischen Republik beim Skifahren anzutreffen. Die letzte Woche der Sommerferien stand in der Regel ganz im Zeichen des Wassersports: Zwei Einheiten pro Tag rudernd auf dem Wasser waren üblich, entweder in der Heimat oder in Kyritz.

Dabei stand bei den auswärts stattfindenden Trainingslagern keineswegs nur der Sport im Vordergrund: Ausflüge in Bergwerke, in Museen oder Schifffahrten auf der Nordsee (Trainingslager Otterndorf 1995) rundeten das Programm ab.

Weitere Erfolge ließen bei dem in Alt Ruppin üblichen Trainingspensum nicht lange auf sich warten: Mehrmals konnten die Ruderer vom Rhin bei Regatten in ganz Deutschland und sogar darüber hinaus auftrumpfen. Schon fast regelmäßig nahm man in Celle und Otterndorf die Pokale für die beste Jugendabteilung mit nach Hause.

Die zwölf- bis vierzehnjährigen Ruderer konnten an den Bundeswettbewerben teilnehmen. Bei dem jährlich von der Deutschen Ruderjugend veranstalteten Wettbewerb, kämpfen die besten Nachwuchsruderer aus den sechzehn Bundesländern um den Sieg. Erstmals mit dabei waren die Rhinstädter beim 26. Bundeswettbewerb 1994 in Köln mit dem Doppelzweier von Mandy Dannat und Stefanie Blumenthal, sowie den Einern von Marcel Hain, Madlen Schreiber und Stephan Lucas.

Beim 28. Bundeswettbewerb 1996 in Brandenburg / Havel stellten die Alt Ruppiner Ruderer sogar eine der größten Abordnungen in der Auswahlmannschaft des Landes Brandenburg: Mit den Doppelzweiern von Peter Welle und Norman Göske, sowie Monique Borgmann und Nicole Rolf und den Doppelvierern mit Daniel Sadewasser, David Haase, Christian Wagner, Oliver Köppe und Steuermann Sebastian Gerlich sowie Anne Schwämlein, Belinda Grothe, Franziska Harendt, Fabiana Bona und Steuerfrau Christin Göske waren 14 Sportler aus Alt Ruppin dabei. Dabei gelang es den Nachwuchsruderern fast ausnahmslos vornweg zu fahren. Auf der Langstrecke konnten alle Boote in ihren jeweiligen Abteilungen den Sieg verbuchen. Nur über die 1000 Meter mussten sich die beiden Doppelvierer knapp ihren Konkurrenten geschlagen geben: Die vier Jungen schafften es zwar, im Endspurt nah an den Gegner heranzukommen, passierten die Ziellinie aber dennoch einige Zehntelsekunden nach dem Siegerboot aus Wurzen. Auch die vier Mädchen erreichten in ihrem Lauf den zweiten Rang.

Ein Jahr später gelang es Anne, Belinda, Franziska, Fabiana und Steuerfrau Nancy Matschoss dann in Köln, auch auf der Bundesregatta den Sieg einzufahren. Mit dabei waren 1997 ebenfalls Christin Göske, Oliver Köppe und Melanie Richter, die alle im Einer starteten und der Doppelzweier von Christian Wagner und seinem Ruderkameraden aus Mühlberg.

1998 konnten dann Nancy Matschoss und Stefanie Buse im Einer beim Bundeswettbewerb in Münster auftrumpfen. Stefanie fuhr sowohl auf der Langstrecke, als auch auf der Bundesregatta allen davon und belegte den ersten Platz. Nancy konnte sich bei beiden Wettkämpfen über eine Silbermedaille freuen.

Im Folgejahr startete sie wieder beim BW, diesmal in Krefeld, mit einem vierten Platz auf der Langstrecke und einem ersten Platz auf der Bundesregatta als Ergebnis. Auch André Sadewasser hatte 1999 den Sprung in die Auswahlmannschaft geschafft und erkämpfte sich eine Silbermedaille über die 3000 Meter, sowie eine Goldmedaille über die 1000 Meter der Bundesregatta.

Im neuen Jahrtausend wurde nahtlos an bisherige Erfolge angeknüpft: Richard Staar und Sandra Haase gelang es, sich für den Bundeswettbewerb in Wolfsburg zu qualifizieren. Mit jeweils einem dritten Rang auf der Langstrecke konnten beide an der Spitze mithalten. Auf der Bundesregatta konnten dann eine Goldmedaille für Richard und eine Silbermedaille für Sandra gefeiert werden.

Im folgenden Jahr waren die Alt Ruppiner wieder mit einer größeren Delegation vertreten: Richard Staar startete im Doppelzweier mit seinem Ruderkameraden aus Hennigsdorf, ebenso Sandra Haase und Patricia Appelt. Beiden Booten war nicht beizukommen: Je zwei Siege waren die Bilanz der Wassersportler. Auch Marc Mittelstädt, Martin Heßmann, David Borgmann, Philipp Schneider und Steuerfrau Marika Glinsky ruderten im Doppelvierer mit Steuermann in Hamburg um die besten Platzierungen.

2002 kämpften Sebastian Mager, Lisa Maelz (Neuruppiner Ruderclub), Carolin Matschoss, Martin Heßmann und Marika Glinsky im Mannschaftsboot, sowie Marc Mittelstädt im Einer in Duisburg für die Brandenburgische Ruderjugend. Die fünf Sportler des Mixvierers konnten nach ihrem Rennen am Siegersteg anlegen und die Goldmedaille in Empfang nehmen. Marc Mittelstädt landete im Mittelfeld und belegte im Einer Rang fünf im B-Finale der Bundesregatta.

Nicht nur im Kinderbereich konnten Erfolge errudert werden: Die Junioren standen den jüngsten Sportlern in Nichts nach: 1997 gelang mit einem fünften Platz bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften durch Monique Borgmann und Nicole Rolf auch dort der Durchbruch bis an die Spitze des Landes.

Den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte konnte im Jahr 2000 Stefanie Buse aus Flecken Zechlin für den ARC verbuchen: Ihr gelang es bei der DJM im Finale als Erste die Ziellinie zu passieren.

Auch im Ausland waren die Wassersportler aus dem Ruppiner Land präsent: Erstmals 1997 trat man, zusammen mit den Ruderkameraden aus Hennigsdorf, bei einer Regatta im tschechischen Litomìøice an und konnte trotz starker Konkurrenz sechs Siege einfahren. Für Trainer Jörg-Peter Stahlbaum konnte bei dieser Regatta der 1000. Sieg in seiner bis dahin 25-jährigen Tätigkeit als Trainer verbucht werden.

Auch bei der Internationalen DRV-Juniorenregatta in Hamburg hieß es in den folgenden Jahren des öfteren: „Lane one: Alt Ruppin“.

Der Terminkalender der Ruderer war also voll: Neben den genannten Veranstaltungen wurde mehr oder weniger regelmäßig an folgenden Regatten teilgenommen:

  • Schwedter Frühjahrs- und Herbstregatta
  • Langstreckenregatten in Fürstenwalde und Berlin
  • Rüdersdorfer Frühjahrsregatta
  • Schweriner Ruderregatta
  • Otterndorfer Ruderregatta
  • Celler Ruderregatta
  • Regatta Verden / Aller
  • Landesmeisterschaften Brandenburg
  • Havel-Ruder-Regatta in Werder / Havel
  • Ostdeutsche Mannschaftsmeisterschaften
  • Kinder- und Jugendsportspiele des LSB Brandenburg
  • Kreis- Kinder und Jugendsportspiele des KSB Ostprignitz-Ruppin
  • Regatta Leer
  • Regatta Bernburg

Nicht nur der Trainingsfleiß sorgte für die beständigen Erfolge, auch neues Bootsmaterial trug seinen Teil dazu bei. Mehrere neue Boote ergänzten des Bootsbestand – einige konnten mit Hilfe von Sponsoren erworben werden: 1995 spendierte die Märkische Allgemeine Zeitung den Ruderern einen Doppelzweier, der auf den Namen „MAZ“ getauft wurde. Ein Jahr später folgten ein Doppelvierer mit Steuermann, den der Investor Moritz von Karp dem Verein zur Verfügung stellte und auf den Namen „Ruppiner Schweiz“ taufte, und ein C-Gig-Doppelvierer mit Steuermann, der den Namen „Rottstiel“ erhielt. Durch eine Sammelaktion unter den Mitgliedern konnte 1997 ein neuer Einer den Bootspark komplettieren: Der „Alte Rhin“ zog in das Bootshaus am Ruppiner See ein.

Mittlerweile war die kleine Ruderabteilung vom Rhin auch rechtlich wieder selbstständig geworden: Im Jahr 1995 folgte der Austritt aus der Eintracht Alt Ruppin, die Auflösung der bis dahin dort angesiedelten Abteilung Rudern und die Neugründung eines eingetragenen Vereins, der seitdem unter dem Namen „Alt Ruppiner Ruderclub von 1928 e.V.“ firmiert.

Einen kleinen Schock gab es Mitte Oktober 1998 für die 58 Mitglieder: Unbekannte drangen in das Bootshaus des Ruderclubs ein und entwendeten Werkzeuge, Computeranlage, Telefon, etc. und verursachten damit einen Schaden von 13 000 DM. Die Märkischen Allgemeinen Zeitung initiierte daraufhin eine Spendenaktion, bei der über 11 000 DM durch Privatleute und Firmen gespendet wurden, so dass das Aus für den Ruderverein abgewendet werden konnte. Insbesondere der Lions Club Neuruppin engagierte sich für die Ruderer.

Ehrgeiz packte den Vorstand bei der Durchführung einer eigenen Regatta. Auch hier wollte man an die achtziger Jahre anknüpfen und wieder einen eigenen Wettkampf durchführen. Zunächst startete man mit der Ausrichtung der vom Kreissportbund Ostprignitz-Ruppin veranstalteten Kreis-, Kinder- und Jugensportspiele. Schließlich wurde 1997 dort wieder angeschlossen, wo 1988 aufgehört wurde: Die Alt Ruppiner Kurzstreckenregatta wurde nach 9 Jahren Pause wieder ausgetragen. Im ersten Jahr war es noch ein behutsamer Start bei dem die Vereine aus der Region über die ungewöhnliche Wettkampfdistanz von 610 Metern antraten. Von der Insel Poggenwerder bis in die Alt Ruppiner Bucht kämpften die Sportler um die besten Plätze.

Von Jahr zu Jahr wuchs die Regatta und hatte im Jahre 2002 beträchtliche Relevanz erhalten: Erstmals zweitägig ausgetragen, konnte man 16 Vereine mit ihren Mannschaften aus dem ganzen Bundesland begrüßen. Insgesamt 287 aktive Ruderer tummelten sich auf der Halbinsel. Mit im Programm war auch ein Langstreckenwettbewerb über 3000 Meter und 5000 Meter, ein Wettkampf über 1000 Meter, sowie ein Slalom. Leider spielte das Wetter nicht mit: Starker Wind und Wellengang machten es erforderlich, einen Großteil der Rennen ausfallen zu lassen, so dass lediglich ein Minimalprogramm gefahren werden konnte.

Die Erfolge der Ruderer aus Alt Ruppin wurden von der öffentlichkeit nicht übersehen: Mehrfach konnten die Umfragen zu den „Sportlern des Jahres“ der beiden Lokalzeitungen gewonnen werden. Als „Mannschaft des Jahres“ wurde das Team vom Rhin sowohl vom „Ruppiner Anzeiger“, als auch von der „Märkischen Allgemeinen“ mehrere Jahre in Folge ausgezeichnet. Einige Ruderer konnten auch in der Kategorie „Sportler/-in des Jahres“ nominiert werden. So belegte Franziska Harendt bei der Sportlerumfrage der MAZ im Jahr 1996 den ersten Platz in der weiblichen Einzelkonkurrenz. Gleiches gelang Oliver Köppe in der Wertung zum „Sportler des Jahres“ der MAZ im Jahr 2001. Im selben Jahr konnte das Duo der beiden Ruppiner Rudervereine, André Sadewasser und Bastian Tschuschke (Neuruppiner Ruderclub), die Leserumfrage in der Kategorie „Mannschaft des Jahres“ anführen.

Auch im sportlichen Bereich blieb die Medaillensammelwut der Alt Ruppiner nicht unbemerkt: Mehrere Sportler konnten auf Grund ihrer Leistungen an die Sportschule Potsdam wechseln. Allerdings kehrten einige nach einem kurzen Intermezzo dort, wieder an den Rhin zurück.

Für zwei Ruderer bot sich jedoch eine große Chance: Nach ihren Erfolgen bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften und anderen Regatten, konnten Oliver Köppe und Christian Wagner im Jahr 2000 in den D-/C-Kader aufgenommen werden und befanden sich damit auf dem Weg in den Landeskader. Beide gaben allerdings ihren persönlichen Planungen den Vorzug.

Neben all dem Leistungsrudern kamen die Aktivitäten im Wanderruderbereich nahezu zum Erliegen. Nur einige Wenige ließen frönten weiter ihrer Wanderruderleidenschaft.

Dröhnende Schlagbohrmaschinen, hämmernde Männer und harkende Kinder – auch auf dem Vereinsgelände tat sich in den neunziger Jahren einiges: Die Uferbefestigung wurde erneuert und eine Warmwasserleitung auf dem Gelände installiert. Der umgestaltete Clubraum bot nun ein passendes Ambiente für Vereinsabende.

Ende der neunziger Jahre gab es dann Planungen für einen neuen Anbau an das Bootshaus: Sanitäranlagen fehlten bislang völlig und die Umkleidekabinen stellten auch eher Provisorien dar. Die Mädchen waren in einem kleinen Raum neben der Werkstatt einquartiert und die Jungen mussten sich zeitweise im Sportraum umziehen, später dann in einem Wohnwagen. Die Erweiterung sollte Abhilfe schaffen: Duschen, Toiletten, große Umkleiden und eine Zentralheizung für das neue Objekt, inklusive dem bis dato mittels Radiator geheiztem Sportraum, wurden realisiert.

Mit der Unterstützung der Mitglieder und Eltern der Ruderkinder, konnte der Bau trotz der begrenzten finanziellen Möglichkeiten des Vereins hochgezogen werden. Sogar die Kinder und Jugendlichen werkelten fleißig an dem Projekt, das schließlich zur Jahrtausendwende fertig gestellt werden konnte.

Im Jahr 2002 überschattete dann allerdings ein Eklat das Vereinsleben: Einige Eltern und ehemalige Ruderer gingen an die Öffentlichkeit und kritisierten die bis dato gängigen Trainingsmethoden scharf. Dies führte dazu, dass im August 2002 eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen wurde, die über die Zukunft des Vereins entscheiden sollte.